Rituale in der Übergangszeit

Nov 20, 2015 | Alltagsreflexionen | 4 Kommentare

Unser ganzes Leben unterliegt der Veränderung und dem Wandel. Von der Geburt bis zum Tod ist es geprägt von Lebensübergängen.
Von dem griechischen Philosophen Heraklit von Ephesus stammt der bekannte Satz:
„Das einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“

Lebensübergänge können manchmal sehr einschneidend und schmerzlich sein, wenn sie mit Verlusten verbunden sind – zum Beispiel bei Krankheit oder dem Verlust eines geliebten Menschen. Manchmal sind sie aber auch sehr beglückend – etwa bei einer Hochzeit oder der Geburt eines Kindes.
Alle Phasen des Wandels gehen mit grundlegenden Veränderungen des eigenen Lebens einher. Sie bedeuten Loslassen; den Abschied von etwas Vertrautem, was uns bisher getragen hat. Ein neuer Lebensabschnitt steht auf der Schwelle. In der Zeit des Übergangs, zwischen dem nicht mehr tragendem Alten und dem noch nicht tragendem Neuen, begegnen wir uns selbst mit all unseren Ängsten, Zweifeln, Unsicherheiten, Widersprüchen, Wünschen und Hoffnungen. Dabei kann unser Gleichgewicht empfindlich aus der Balance geraten. Vielleicht fühlen wir uns entwurzelt, in einer Art Niemandsland und spüren in uns die Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit.

Diese Übergänge können durch Rituale unterstützt und erleichtert werden. Sie können eine Brücke von einer Seinsform zur nächsten bilden und uns in unserem Vorhaben unterstützen.
Rituale geben uns Halt und die Kraft loszulassen. Mit ihrer Hilfe kann es uns gelingen, Krisen zu meistern, uns auf eine neue Situation einzulassen oder ein Ereignis besser zu verarbeiten.
In den Zeiten des Übergangs tauchen viele Fragen auf:
Wer bin ich?
Wo gehöre ich hin?
Was will ich in meinem Leben bewegen?

Das Ziel dabei ist:
Wir orientieren uns neu, legen alte Rollen ab und übernehmen die Verantwortung für unser Leben. Dabei können uns Rituale helfen, Veränderungen auf allen Ebenen zu verarbeiten. Sie schließen eine Tür zum Vergangenem und öffnen eine Tür zum Neuen.
Ein Ritual bringt uns in Verbindung zu uns selbst und dem, was uns umgibt. Es hilft uns, wieder bei uns anzukommen und bewusste Übergänge zu gestalten.

Viele Menschen gehen dazu über, Rituale ganz individuell und persönlich zu gestalten. Dies kann in einer Gemeinschaft geschehen, aber auch ganz für sich alleine.
Wichtig ist zunächst eine klare Intention: Was möchte ich mit dem Ritual erreichen, was verabschieden? Der nächste Schritt ist die Wahl der Örtlichkeit: Möchte ich mein Ritual im geschlossenen Innenraum oder lieber in freier Natur gestalten?
Dabei sollte ich sicherstellen, dass ich während des Rituals nicht gestört werde.
Es folgt eine innerliche Zentrierung, um Kraft und Klarheit zu erhalten.
Ich kann ein Ritual beginnen, indem ich zum Beispiel eine Kerze entzünde, mit heimischen Kräutern räuchere oder sanft eine Klangschale anschlage. Der Möglichkeiten gibt es viele. Wichtig ist hier, dass es für mich stimmig ist.
Das Gleiche gilt für den gesamten Ablauf. Der Abschluss kann beispielsweise eine Danksagung sein für das bisher Erlebte.
Ein Beispiel für eine Abschiedszeremonie: Eine Kollegin wechselte den Arbeitgeber und wurde von uns mit guten Wünschen bedacht. Diese Wünsche haben wir auf Zettel geschrieben und damit einen Baum geschmückt.

Mit einem Ritual würdige ich das Existierende und kann nun Vergangenes loslassen. Auch dies kann ich wieder in Form einer rituellen Handlung (zum Beispiel als Notiz auf einem Zettel, der anschließend symbolisch verbrannt wird) vollziehen.

Ich führe selbst sehr gerne immer wieder kleinere Rituale durch: Vergangenen Mittwoch war ich bei uns im Wald bei meinem Lieblingsbaum, es war sehr stürmisch. Nach einer kurzen Einstimmung (Baum umarmen, erden, zentrieren) habe ich den Wind gebeten alles wegzublasen, was mich hindert meinen neuen Weg zu gehen. Dabei habe ich mir die reinigende Wirkung bildlich vorgestellt und mich anschließend mit dem Ablegen eines Herzsteines bedankt. Hinterher fühlte ich mich sehr viel klarer und präsenter. Die großen Zweifel waren verschwunden. Auf dem Heimweg kreuzte eine kleine Libelle immer wieder meinen Weg (und das im November).

Wenn ich das Vorherige losgelassen habe, kann ich die ersten Schritte auf meinem neuen Weg gehen.

 

„Wenn einer sich voller Selbstvertrauen aufmacht, seine Träume zu verwirklichen, und danach trachtet, das Leben zu führen, das er sich gewünscht hat, wird er damit größeren Erfolg haben, als gemeinhin angenommen.

Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, sind Kleinigkeiten zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.“

Henry David Thoreau

 

Ich wünsche Dir kraftvolle Rituale, die Dich in Umbruchsphasen stärken.

Alles Liebe,
Sabine

P.S. Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Wenn Du magst, hinterlasse einen Kommentar am Ende der Seite (Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht!).

 

 

4 Kommentare

  1. Liebe Sabine, ich mache auch gerne Rituale für Übergänge, Loslassen oder auch Wünschen.
    Meistens in der Natur aber auch als Feuerritual im Kamin.
    Ich empfinde so ein Ritual als sehr kraftvoll, manchmal auch schmerzhaft und immer ein Versprechen an mich selbst.
    Ich wünsch Dir einen schönen Tag
    Rosemarie

    Antworten
    • Liebe Rosemarie,

      wie schön: ein Feuerritual im Kamin. Das würde mir auch sehr gefallen.

      Ich führe Rituale am liebsten in der Natur durch. Da spüre ich die Wirkung viel intensiver. Einen Kamin habe ich leider nicht, aber die Wirkung ist bestimmt genauso kraftvoll.
      Alles Liebe Dir,
      Sabine

      Antworten
  2. Liebe Sabine, ich setze mich meist an einen Fluß und bringe meine Wünsche auf ein Papier, das ich dann gefaltet dem Fluß übergebe, oder erst verbrenne und die Asche übergebe. Auf diese Art habe ich auch schon positive Kraft an Andere übermittelt in dem ich fest darann denke.
    <3 <3 <3

    Antworten
    • Liebe Erika,
      vielen Dank für das Teilen Deiner Rituale.
      Ja, das Wasser trägt die Wünsche fort…
      Ich habe auch schon in einem Fluß gestanden und darum gebeten, dass alles weggespült wird, was mich hindert meinen Weg zu gehen.
      Herzensgrüße zu Dir,
      Sabine

      Antworten

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