Ich gebe es zu: Der Monat November ist nicht gerade mein Lieblingsmonat. Die Tage werden kürzer, oft ist es nass und trüb und dann gibt es da die vielen Totengedenktage…
Heute vor einem Jahr war die Beerdigung meines Vatis.
Wenn ich nicht aufpasse, ist meine Stimmung schnell im Keller und ich stehe mir selbst im Weg.
Da hilft nur eins: Ich lade die Lebensfreude ein.
Als ich gestern „zufällig“ auf die Blogparade der LebensFreude von Irmgard Bronder gestoßen bin, war mir sofort klar: Da mache ich mit.
Lebensfreude – jaaaaa bitte eine Extraportion.
Mir ist auch die Gegenspielerin der Lebensfreude bekannt: Ihr Name ist Depression.
So wenig ich sie mag, war sie doch über viele Jahre immer wieder eine treue Begleiterin.
Nun aber bemühe ich mich um getrennte Wege und eine neue Freundin an meiner Seite – die Lebensfreude. Zugegeben, sie ist etwas launisch und nicht immer für mich da, aber dennoch gelingt es mir immer öfter, sie für mich zu interessieren.
Heute erzähle ich euch, wie mir das gelingt:
Dankbarkeit
Ich gehe ganz bewusst in die Dankbarkeit. Es gibt so viele Dinge, für die ich dankbar sein kann: Das wärmende Bett in der Nacht, eine liebevolle Familie, ein Dach über dem Kopf, schützende Kleidung, genug zu essen, mich unterstützende Menschen…ich kann gehen, sehen, riechen, hören, tasten…ich kann mein Leben gestalten.
Dankbarkeit verbindet mich mit der Fülle in meinem Leben. Aus der Fülle heraus empfinde ich tiefe Freude.
Achtsamkeit
Ich nehme meine Umgebung achtsam wahr: Da ist im November noch dieses kleine Gänseblümchen auf der Wiese, der rote Sonnenuntergang, die mir im Wind eine Geschichte erzählenden Bäume, der reinigende Regen, die tanzenden Blätter, der sich über meinen freundlichen Gruß freuende Nachbar und meine sich für mich Zeit nehmende Tochter.
Indem ich achtsam alles wahrnehme, kann ich die Schönheit erkennen und mich daran erfreuen.
Kreativität
Wenn das Licht im Außen weniger wird, dann versuche ich es im Innen zu verstärken.
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Begebenheit vor Jahren: Draußen war es kalt und ich hatte in der Küche Plätzchen gebacken, die Scheiben waren von der Hitze des Backofens beschlagen. Plötzlich kletterte unsere Jüngste auf den Küchenschrank und malte mit dem Finger eine Sonne an das Fenster – noch heute erinnere ich mich dankbar an dieses wunderschöne Geschenk zurück.
In der lichtarmen Zeit liebe ich Kerzen ganz besonders: Sie strahlen für mich Gemütlichkeit und Geborgenheit aus. Ob es das Teelicht in der ausgepressten Orangenschale ist oder die Kerze auf dem Ständer ist dabei zweitrangig. Wichtig ist für mich, dass ich mich dabei wohl fühle.
Auch das Räuchern kann sehr kreativ sein und meine Stimmung heben: So bestücke ich zum Beispiel ein altes Teesieb mit Gewürznelken oder Lavendel und lege es auf ein Stövchen. Dazu einen leckeren Tee trinken und schon kann mich nichts so schnell aus meiner Ruhe bringen.
Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, ob allein oder gemeinsam, der Möglichkeiten gibt es viele: Spiele- oder Bastelrunden, fantasievolle Modenschauen mit alten Sachen, Farbenparties (zum Beispiel Dekorieren mit bunten Tüchern), lustiges Herumgezappel zu Musik, …
Naturerlebnisse
Frische Luft und Bewegung sind für mein persönliches Wohlbefinden wichtig. Richtig angezogen kann für mich ein Spaziergang auch bei nasskaltem Wetter ein Erlebnis sein. Der Wind bläst in meiner Vorstellung meine Sorgen weg und der Regen wäscht meine Negativmuster ab. In der Natur kann ich zudem immer etwas entdecken: Steine mit verschiedenen Formen; Wolkenbilder, die sich verändern; Bäume die miteinander kommunizieren – manche umarmen sich, andere wachsen nach oben voneinander weg.
Klänge
Es gibt Lieder, die machen mir Mut: Sie sind meine Anker in schwierigen Zeiten. Und es gibt Lieder, da muss ich einfach tanzen: Sie helfen beim Loslassen und einfach nur Sein.
Genauso faszinieren mich archaische Klänge: Gongs, Klangschalen, Didgeridoo, Oceandrum und Monochord. Mithilfe dieser Instrumente kann ich für mich eine wunderschöne Klangreise durchführen und spüren wie ich im Inneren still werde: Das bringt mich zurück in die Freude.
Ich kann mich jeden Tag dafür entscheiden, der Gestalter meines Lebens zu sein: So schaut die Lebensfreude immer öfter bei mir vorbei.
Von einer Kollegin habe ich vor einigen Jahren ein Gedicht bekommen – der Verfasser ist unbekannt:
Begegnung
Auf meinem Weg zur Arbeit
begegnete ich unlängst der Lebenslust.
In bunt geringelten Söckchen
hüpfte sie auf einem Bein.
Mit den Fingern schnippte sie zum Lied,
das sie unbekümmert trällerte,
und eine rosa Schleife
bändigte ihr dunkles Haar.
Hin und wieder kitzelte sie
einen der grauen Anzüge
oder stupste übermütig
gegen ein bestrumpftes Bein.
Sie konnte tun und lassen, was sie wollte
– da niemand sie bemerkte,
bewegte sie sich in absoluter Narrenfreiheit.
Doch siehe da:
Unvermittelt drehte ein Herr im Anzug sich um,
blickte in vergnügte Augen
und wilde Locken
und begann zu strahlen.
Die Lebenslust gab ihm einen schnellen Kuss,
bevor sie erneut munter singend
jeden zweiten Stein anpeilte.
Der Mann schritt zügig aus,
pfiff eine heitere Melodie
und lächelte die Leute an.
„Der spinnt!“, dachten manche
und kratzten sich unwillig
am Bein und Nacken.
Irgendetwas hatte sie berührt,
gekniffen oder gestupst.
Manche lächelten zurück.
Der Tag begann anders als sonst.
Bist du ihr schon begegnet?
Ich wünsche euch allen ganz viel Lebensfreude.
Alles Liebe,
Sabine
Danke Dir liebe Sabine! Schöne Anregungen, die da aus Deiner Schreibfeder entstanden sind. Ich kann dies so gut nachempfinden – denn das Gegenteil der Lebensfreude – wie Du das so schön beschrieben hast – war auch mal mein Begleiter –
Herzliche und freudvolle Grüße
Irmgard
Liebe Irmgard,
hab vielen Dank für Deine Rückmeldung – ich freue mich sehr darüber.
Deine Blogparade hat mich sehr inspiriert und es ist schön zu wissen, dass es viele verschiedene Wege hin zur Lebensfreude gibt.
Ganz herzliche Grüße,
Sabine
Liebe Sabine,
so wundervoll dein Beitrag zur Lebensfreude! DANKE! Ja, auch ich habe sie oft verloren, die Freude… dann wurde ich krank…bis ich erkannte und wieder erkenne: für die Highligth s in meinem Alltag bin ich selber verantwortlich, auch für mein Wohlbefinden und die FREUDE! Oft braucht es nicht viel sich zu freuen. Ich wünsche dir von Herzen viel Freude und Liebe!
Heute ist mein bester Tag! Jeden Morgen mein 1. Ge danke!
Herzlicht Monika
Liebe Monika,
ich habe im Bad neben dem Spiegel eine Karte angepinnt auf der steht : „Heute ist mein bester Tag“. So sehe ich es auch jeden Morgen :).
Du hast es so schön geschrieben, es braucht oft nicht viel. Wir können die Freude in uns erzeugen, wenn wir selbst unser Leben gestalten statt uns leben zu lassen.
Ich musste auch erst krank werden, um dies zu begreifen.
Nun bin ich schon so neugierig auf Dein Buch :).
Alles Liebe,
Sabine